Virtueller Lauffener Bote

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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 14.03.2023 – 30.04.2023

Kontinuität ist Basis für den Erfolg

Seit 50 Jahren sind die Stadtwerke Lauffen der Grundversorger für Wasser und Gas – erneuerbare Energien als neues Geschäftsfeld

Logo 50 Jahre Stadtwerke
Logo 50 Jahre Stadtwerke

Wasser und Gas – das sind die Hauptgeschäftsfelder der Stadtwerke Lauffen. Seit fünfzig Jahren versorgen sie die Bürger der Stadt als GmbH damit. Genauso lang übernimmt die HNVG bereits die Betriebsführung, eine ebenfalls ungewöhnlich lange Kooperation. „Zum 50. Jubiläum der Stadtwerke Lauffen gratulieren wir als Betriebsführerin ganz herzlich und bedanken uns für die wertvollen Jahre der Zusammenarbeit, durch die auch wir an dieser Erfolgsgeschichte teilhaben durften“, sagt Frank Schupp, Geschäftsführer der HNVG. „Wir freuen uns auf die nächsten 50 Jahre vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit.“ In diesen Jahrzehnten hat sich denn auch einiges getan und deswegen ist dieses Jubiläum ein guter Zeitpunkt, einen Blick zurück, aber auch nach vorne zu richten.

Als Eigenbetrieb gab es die Stadtwerke Lauffen schon vor der Gründung am

1. Januar 1973. In diesem Jahrzehnt haben viele Kommunen ihre Betriebe ausgegliedert, so auch die Hölderlinstadt. „Als GmbH kann man rechtlich anders agieren“, erläutert Frieder Schuh, Geschäftsführer der Stadtwerke, diesen damaligen Trend. Schuh ist Kämmerer der Stadt wie auch schon seine Vorgänger Siegfried Haussmann, Günther Bareis, Paul Sailer und Alexander Noak. Vor allem Sailer hat den Betrieb in seiner dreißigjährigen Tätigkeit sehr geprägt. Fünf Geschäftsführer in fünfzig Jahren, das spricht für Kontinuität, die nur noch vom Aufsichtsratsvorsitzenden, dem jeweils amtierenden Bürgermeister, übertroffen wird. Hans Roller hat die GmbH mitgegründet, danach kamen nur noch Manfred Kübler und Klaus-Peter Waldenberger. Kontinuität scheint die große Stärke zu sein. „Unsere Hauptaufgabe ist die Versorgung der Stadt mit Gas und Wasser“, betont Frieder Schuh. Anfangs lag der Schwerpunkt noch auf dem Wasser. Dort besteht bis heute wie auch in anderen Kommunen ein Anschluss- und Nutzungszwang, soll heißen, die Stadtwerke, eine hundertprozentige Tochter der Stadt, sind der alleinige Versorger.

Leitungsverlegung Alte Neckarbrücke
Leitungsverlegung Alte Neckarbrücke

Wer in Lauffen lebt, muss einen Wasseranschluss von ihnen haben. Aufgrund der Neubaugebiete hat sich die Netzlänge von rund 30 Kilometern auf aktuell 65 Kilometer mehr als verdoppelt. Die Zahl der Hausanschlüsse liegt derzeit bei 2939. Konstant blieb mit drei die Menge der Wasserbehälter. Bei Gas sieht das ein bisschen anders aus. Ursprünglich hatten die Stadtwerke seit 1965 einen eigenen Gashochbehälter mit rund 500 Kubikmeter Fassungsvermögen gegenüber von der heutigen Aral-Tankstelle an der B27. Am 9. Dezember 1976 titelte der „Lauffener Bote“: Gaskessel verschwunden. Was nach Skandal und Über-Nacht-Diebstahl klingt, hatte einen ganz praktischen Hintergrund: die Umstellung auf Erdgas mit einem Anschluss an das Netz der Stadtwerke Heilbronn. Zogen sich 1973 noch 25 Kilometer Gasleitungen durch das Stadtgebiet, sind es heuer 43,6. Die Zahl der Hausanschlüsse stieg von 800 auf 1830. „Wir haben nicht überall Leitungen verlegt, im Gewerbegebiet Burgfeld etwa gibt es keine Gasanschlüsse“, erläutert Frieder Schuh. Seit den 2000er ist das ein regulierter Markt, was das Geschäft deutlich veränderte. „Wir sind selbst Netzbetreiber und Anbieter, müssen aber auch Drittversorger durch unser Netz leiten.“ Das heißt, die Lauffener können selbst entscheiden, von wem sie ihr Gas beziehen. Allerdings sind die Stadtwerke vielseitig aufgestellt, bieten neben der Grundversorgung unter anderen auch Großkundenverträge oder Biogas.

Carsharing am Bahnhof
Carsharing am Bahnhof

Strom fehlt im Portfolio, eine Tatsache, die historisch gewachsen ist. „Lauffen und die Zeag hatten durch die weltweit erste Drehstromübertragung von hier nach Frankfurt 1891 schon immer eine enge Verbindung, deswegen wurde das ausgeklammert.“ Dafür engagieren sich die Stadtwerke noch auf weiteren, kleineren Geschäftsfeldern. Seit 2003 betreiben sie die P+R-Anlage am Bahnhof mit 267 Parkplätzen für Autos und 260 Fahrradstellplätzen. Es war der erste Schritt in Sachen Mobilitätswende. „Wir wollen Lauffen und den Bahnhof quasi als Mobilitätshub etablieren, den Bürgern ein Angebot schaffen“, erläutert der Geschäftsführer. Seit 2022 steht dort in Zusammenarbeit mit der Zeag eCarsharing zur Verfügung. Auch in Sachen erneuerbare Energien möchten sich die Stadtwerke künftig vermehrt engagieren. Ende 2022 wurde dafür die Bürgerenergie Lauffen gegründet, um den Ausbau voran zu treiben. Der erste Schritt sind Photovoltaikanlagen. „Aktuell planen wir eine Anlage für unsere sehr stromintensive Kläranlage zum Eigenverbrauch.“ Geprüft werden außerdem diverse kommunale Dächer wie das Feuerwehr-Gerätehaus, die Musikschule und das Gymnasium. „Mein Wunsch wäre es, die Radstellplätze mit PV-Anlagen auszustatten und wenn die Eigentümer zustimmen, auch das Parkhaus.“ Windenergie wird weiter geprüft, ebenso weitere Wärmenetze. Aktuell gibt es ein Nahwärmenetz für die Stadt- und Sporthalle sowie die angrenzenden Schulen. „Das könnte vor allem bei neuen Quartieren ein Thema sein, ich könnte es mit aber auch gut im Sanierungsgebiet Städtle vorstellen“, erklärt Frieder Schuh. Kleine Netze sind leichter umsetzbar als ein großes.

Investiert werden soll aber auch in den Klassiker, das Wasser. „Wir wollen und müssen zur Versorgungssicherheit einiges tun.“ Aktuell bezieht Lauffen zu hundert Prozent Bodenseewasser. Es ist allerdings schwierig, die Bezugsrechte zu erhöhen. „Außerdem sind durch die Strompreise auch die Bezugskosten gestiegen.“ Mit Blick auf die klimatischen Veränderungen soll daher die Eigenwasserversorgung aufgebaut und ein neuer Brunnen erschlossen werden. Noch in diesem Jahr werden dafür Probebohrungen durchgeführt. Ursprünglich gab es auf Lauffener Gemarkung mal drei, einer lag zum Beispiel dort, wo jetzt die neue Kreissparkasse steht. „Wir haben halt deutlich kalkigeres Wasser, die Quelle auf Hausener Gemarkung ist stark nitrat-, der Brunnen am Zementwerk manganbelastet“, erklärt Frieder Schuh die Voraussetzungen. Ein neuer Bezugspunkt muss her. „Das Ziel ist weiterhin konstant gute Qualität, aber eben auch ein Teil Eigenwasser, der im Bedarfsfall erhöht werden kann.“

Weihnachtsbeleuchtung Kreisel
Weihnachtsbeleuchtung Kreisel

Um auf ihre Angebote aufmerksam zu machen, setzen die Stadtwerke vermehrt auf Außenwirkung. Seit 2014 werben sie mit einem neuen Logo, das in diesem Jahr noch mit den Worten „50 Jahre“ ergänzt wird. Die drei Kreise symbolisieren die Geschäftsfelder. Gelb steht für Gas, blau für Wasser und grau für Nahwärme und das P+R-Angebot sowie die zukünftigen Aufgaben. Die meiste Aufmerksamkeit bekommt aber sicher jedes Jahr die 2018 angeschaffte wunderschöne Weihnachtsbeleuchtung. Denn wer denkt beim Aufdrehen des eigenen Wasserhahns schon an die Stadtwerke Lauffen.

Text: Stefanie Pfäffle

Fotos: Hansjörg Sept