Ansicht des Feuerwehrgerätehauses vor den Lauffener Steillagen

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Am Dienstagnachmittag geht's zur Feuerwehr-AG

Freitag, 17. März 2017 von Rolf Muth, HSt

„Dreh das mal wie eine Sprudelflasche auf.“ Emirhan muss über die Ansage von Jugendgruppenleiter Timo Lehmann kurz nachdenken: Rechts oder links herum? Das macht man üblicherweise doch ganz mechanisch. Beim Standrohrschlüssel muss der Elfjährige allerdings kurz überlegen. Dann drückt er das über einen Meter lange Eisen nach links, also richtig herum, um dem Wasser freie Bahn zu verschaffen. Die Luft zischt, das Wasser sprudelt aus dem Unterflurhydranten ins Standrohr.

Die Feuerwehr Lauffen testet ein kreisweit einmaliges Projekt, sagt der Chef der Jugendwehr in der Hölderlinstadt, Timo Kraft. Zum ersten Mal kooperieren die Feuerwehrmänner eng mit der Werkrealschule. Besuche gab es zwar schon häufiger. Doch bei der letzten Begegnung haben Schulleiter Christian Müller und Kraft die Kooperation festgemacht.

Dienstags ist Feuerwehr-AG

Ergänzend zu den bestehenden Arbeitsgemeinschaften haben die Schülerinnen und Schüler der Lauffener Werkrealschule nun auch die Möglichkeit, als AG die Feuerwehr zu wählen. Damit haben sie an einem Nachmittag zwar frei, müssen aber jeden zweiten Dienstag im Magazin in der Raiffeisenstraße 1 anrücken.

Die Kooperation soll das ganze Schuljahr laufen. Kraft erhofft sich davon eine langfristige Bindung an die Feuerwehr. Daher sind die vier Jungs und das eine Mädchen, die sich für die Wehr entschieden haben, auch gleich als Mitglieder in die Jugendfeuerwehr aufgenommen worden. Gefällt ihnen das Angebot nicht, sind sie nach einem Jahr wieder von der Besuchspflicht, die dokumentiert wird, befreit. Die Fünftklässler sind motiviert, hören genau zu, was ihnen Feuerwehrmann Timo Lehmann zu den verschiedenen Hydranten in der Stadt erzählt. Hunderte gibt es davon in Lauffen, die allesamt im Boden versteckt sind. Unterflurhydranten heißen sie daher.

Wie stark ist acht bar Druck?

Zwei Abgänge hat das sogenannte Standrohr, das auf den Wasserzugang aufgeschraubt wird. An diese können zwei Schläuche angeschlossen werden. Um den nötigen Druck von acht bar zu bekommen, würde die Feuerwehr jetzt eine Pumpe dazwischenschalten. Die könnte zwar bis zu 2500 Liter Wasser in der Minute fördern, doch die Leitung gibt nur 800 Liter her. „40 Liter in der Minute genügen für den Innenangriff aus. Wichtig ist nur der Druck“, weiß Kraft. Und der reicht aus dem C-Rohr für eine Weite von 50 Meter.

Kraft erzählt den wissbegierigen Kindern, dass man mit hohem Wasserdruck sogar Metall schneiden kann. In der Industrie wird dabei mit einem Druck von 5000 bar und mehr gearbeitet. Dennoch warnt Lehmann: „Geht am besten zur Seite.“ Nicht weil es weh tun würde, wenn der Wasserstrahl aus dem Standrohr einen der kleinen Wehrleute treffen würde. Man würde einfach tropfnass. Und bei sechs Grad Außentemperatur ist dann der Schnupfen sicher.

Die Hydranten sind fast aus Lauffen verschwunden

Eine rote Säule ein paar Meter weiter erweckt die Neugier der Kinder: Es ist ein Oberflurhydrant. Davon gibt es nur noch vier oder fünf in der Stadt, meistens bei öffentlichen Gebäuden. Gut kennt man die roten Hydranten aus amerikanischen Filmen. Fährt ein Auto dagegen, zischt die meterhohe Wassersäule hervor. „Bei uns ist das nicht so“, sagt Kraft. Der Hydrant ist gesichert. Bevor Wasser überhaupt aus der Leitung kommt, drehen Emirhan und Nina (13) die acht Zentimeter starke Sechskantschraube mit dem Hydrantenschlüssel auf. Das kostet ganz schön Kraft.

Nina hat gut aufgepasst. Für den Löschangriff in der Stadt hat die Feuerwehr also gute Möglichkeiten. „Wie ist es aber bei einem Waldbrand“, fragt sie. Kraft: „Wir haben in Lauffen zwei Fahrzeuge mit jeweils 2500 Litern Wasser an Bord.“ Würde das nicht reichen, kommt die Überlandhilfe aus Heilbronn. Die Kameraden haben zwei Tankfahrzeuge, die insgesamt 22.000 Liter fassen. Notfalls kann die Lauffener Wehr eine Wasserversorgung durch Schläuche auch über längere Strecken aufbauen.

Klar, dass jetzt das Fahrzeug selbst an die Reihe kommt: Beleuchtungs- und Signalgeräte, Atemschutz, Werkzeug, Pumpen - allerhand Material hat das Feuerwehrauto an Bord. Jede Menge Lernstoff, der auf die Schüler in den nächsten Monaten wartet.

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