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Aktuelle Nachrichten | Keßler, Bettina | 20.05.2025
Die Kraft der Liebe fesselt ein verzücktes Publikum
Virtuosität und Gefühlstiefe sorgen für stehende Ovationen beim Benefiz-Konzert des Kiwanis-Clubs Heilbronn-Helibrunna im Rahmen von "bühne frei..."

Zum "Tête-à-tête im Wonnemond", einem musikalisch-literarischen Rendez-vous, hatte der Kiwanis-Club Heilbronn-Helibrunna am vergangenen Samstag im Rahmen des städtischen Kulturprogramms "bühne frei..." eingeladen und rund 150 Besucherinnen und Besucher sind dem gefolgt. Belohnt wurden sie mit virtuosen Klängen in einem liebevoll und sorgsam zusammengestellten Programm mit drei herausragenden Künstlern: Nanna Koch (Konzeption, Moderation, Geige), Charlotte Bommas (Harfe) und Götz von Waldeyer-Hartz (Rezitation). Dabei hatten die ausgewählten Musikstücke und Texte aus fünf Jahrhunderten eines gemeinsam: Das Thema "Liebe" in ihren verschiedensten Facetten. Die Spendeneinnahmen dieses Benefiz-Konzerts kommen dem Förderverein der Lauffener Musikschule zugute.
Vom Mittelalter zur barocken Lebenslust
Zart und einfühlsam beginnt das Programm mit der Rezitation und der Melodie eines der ersten überlieferten Minnelieder, in einer Bearbeitung für Solo-Violine und in einer neuhochdeutschen Übersetzung. Während textlich darauf das lebensfrohe Barock mit dem Gedicht "Wie er wolle geküsset sein" von Paul Fleming aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs folgt, stellen die Musikerinnen dem erotischen Text eine sehr zarte Sonate von Domenico Scarlatti für Harfe solo gegenüber, mit der sich die junge Musikerin Charlotte Bommas erstmals eindrucksvoll ins Spiel bringt.
Märchenhafte Zauberflöte
Zum Ende des ersten Teils steht dann textlich und musikalisch die märchenhafte Geschichte von Mozarts "Zauberflöte" im Mittelpunkt. Götz von Waldeyer-Hartz rezitiert ausdrucksstark und einfühlsam den Text der bekannten Papageno-Arie "Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich", an der man so vorgetragen nochmals neue Nuancen entdecken kann. Dem folgt ein Potpourri von Louis Spohr, einem Zeitgenossen Mozarts, mit den bekanntesten Themen aus Mozarts Oper, vereint in einer Sonate für Violine und Harfe. Hier sind Bommas und Koch nun gemeinsam zu erleben: Ein wundervoll leichter Dialog entwickelte sich zwischen den beiden Musikerinnen und Instrumenten. Perfekt wird die Harfe dabei dem märchenhaften Charakter von Mozarts "Singspiel" gerecht: mal geht die Geige lustig hüpfend voran, mal übernimmt die Harfe die Führung und lockt die Zuhörer mal tänzelnd, mal verführerisch in die Liebeswirren von Prinz Tamino und Pamina, der Tochter der Königin der Nacht.
Empfindsamkeit und Romantik
Der zweite Teil beginnt mit dem Gedicht von Joseph von Eichendorff "Wohin ich geh' und schaue". Dem stellt Koch eine Melodie von Johannes Brahms gegenüber, der selbst von Eichendorffs Texten stark beeinflusst war und einige vertonte, wie etwa "Aus dem Leben eines Taugenichts". Doch die opulente Orchestrierung der "Taugenichts-Suite" mit Frauenchor, Hörnern und Harfe bricht Koch wieder herunter auf das Wesentliche: allein auf die Geige des Taugenichts - wandernd, lustig, besinnlich, romantisch.
Liebesgeflüster
Schließlich die Liebe zu Beginn des 20. Jahrhunderts: In Rainer Maria Rilkes "Liebeslied" versucht das lyrische Ich die schier unglaubliche Kraft der Liebe zu bewältigen. Und mit einem perfektes Bild beschreibt er die Seelenharmonie der Liebenden: Sie sind wie zwei Saiten, die vom Geiger so gestrichen werden, dass eine liebliche Melodie erklingt. Und die hört das Publikum dann auch in einer wundervollen Interpretation von Camille Saint-Saens "Fantaisie" aus der gleichen Epoche. Geige und Harfe bewegen sich mit traumwandlerischer Sicherheit von der Melancholie über sinnliche Heiterkeit bis zur Extase: melodisch-lyrisch, dahinschmelzend, in den hohen Tönen kulminierend, in extatischen Läufen - bis sich alles in wogenden Wohlfühlklängen auflöst. Großartig die Virtuosität, Exaktheit und Gefühlstiefe, die die beiden Musikerinnen in ihrem perfekt aufeinander abgestimmten Spiel dem entzückten Publikum präsentieren. Dieses kann sich einfach fallen lassen in den Wohlklang, in das Liebesgeflüster der beiden Instrumente.
Verliebte Farben und Exotik
Mit dem letzten Wort-Musik-Paar fügen die Künstler noch die weibliche Perspektive sowie synästhetische, exotische Eindrücke diesem Klanggemälde hinzu: Während Else Lasker-Schüler in ihrem Gedicht "Ein alter Tibetteppich" den Geliebten "auf den Moschusthron" erhebt, findet der Eindruck von schillernden Farben und exotischen Gerüchen seine Entsprechung in der ausdrucksstarken Musik des französischen Komponisten und Counteradmirals der französischen Marine, Jean Cras. Seine in Deutschland leider seltener gespielte Suite passt perfekt zu Lasker-Schülers Gedicht: auf tänzelnde Passagen, mal voller Sehnsucht und Fernweh, mal die Liebste umschmeichelnd, folgen strahlende Töne in Meerblau, Sonnengelb und in leuchtendem Rot. Kein Wunder, dass das Publikum die Künstler nach diesem Höhepunkt nicht gehen lassen will. Mit einer humorvollen Zugabe, einem Gedicht von Heinrich Heine über einen verliebten Käfer, findet Götz von Waldeyer-Hartz einen perfekten Abschluss für einen rundum gelungenen Abend.
Text und Foto: Bettina Keßler
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