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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 14.03.2023 – 10.04.2023

Aus dem Archiv des Lauffener Boten

Ausgabe Lauffener Bote vom 22. März 1973

"Zu Hölderlins Geburtstag am 20. März

Am 20. März vor 203 Jahren wurdem dem Herrn "Closters Hoffmeister zu Lauffen" Heinrich Friderich Hölderlin und seiner Gattin Johanna Christina geb. Heyn der ersehnte Stammhalter Johann Christian Friderich geboren.

Bei seiner Taufe am 21. März in der Pfarrkirche St. Regiswindis im Dorf Lauffen erschienen als Zeugen der Herr Oberamtmann Carl Friderich Bilfinger, ein Freund der Familie, mit seiner Gattin Anastasia geb. Dertinger; der Herr Special Jacob Christian Spindler (Dekan in Lauffen 1765-1711) mit seiner Gattin Elisabetha Eleonora; aus der Familie die "verwittibte Speciälin" Frau Johanna Juditha Sutor, die Urgroßmutter des Täuflings, mit ihrer Tochter Johann Rosina und dem Schwiegersohn Johann Andreas Heyn, Pfarrer zu Cleebronn, den mütterlichen Großeltern; ferner aus der Hölderlinischen Verwandtschaft des Vaters Schwester Maria Elisabetha, Gattin des Tübinger Historikers v. Lohenschiold, und der Freund und Vetter des Vaters, Pfarrer M. Johann Friderich Hölderlin aus der nahen Heinriet. Es war eine erlesene Gesellschaft, die sich hier traf, um dem ersten Sohn des jungen Klosterhofmeisters die Ehre zu erweisen.

Im Lauffener Stadtarchiv fand sich das Verzeichnis der Taufgeschenke, die der kleine Friedrich damals erhielt. Man schenkte nicht irgendeinen Plunder, der doch bald verbraucht oder zerbrochen wurde; um die Zukunft des kleinen Erdenbürgers in finanzieller Hinsicht absichern zu helfen, schenkte man bares Geld. Und doch war man poetisch genug, nicht das gängige Geld zu schenken, sondern suchte mit Fleiß besondere Stücke zusammen. So erhielt Friedrich Hölderlin folgendes "Dotengeld":

1 doppelten Ducaten 10 fl

6 einfach do: 30 fl

1 1/4 Ducaten 1 fl 15 x

2 alte Thaler a 2 fl 30x 5 fl

3 alte halbe Thaler a I fl 15x 3 fl 45 x

2 1/4 Thaler 1 fl 15 x

1 6-Marien-Groschen Stück 18x

1 Denck Münze vom westphäischen Friedens Schluß 30x

1 kleinere Denk-Münze vom Dtr. Luther 20x

2 18-x Stücke 36 x

Das sind 52 Gulden 59 Kreuzer oder nach heutiger Währung ungefähr 1000 DM. Bei der Sparsamkeit und Geldarmut jener Zeit zeigen uns die Zahlen, daß Hölderlin nicht in eine arme Familie hineingeboren wurde. Und wäre nicht der Vater früh gestorben - wer weiß, ob es in Lauffen nicht einen dritten Klosterhofmeister Hölderlin gegeben hätte - von dem heute kein Mensch mehr etwas spräche!

Quellen:

Ev. Pfarramt Lauffen a.N., Taufbuch 1770

Stadtarchiv Lauffen a.N., B 993 fol 605

Otfried Kies

Heimatverein Lauffen a.N. "