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Orgelförderverein Regiswindiskirche e.V. | Bucher, Claudia | 20.06.2023 – 04.07.2023

Neues vom Orgelförderverein, Orgelfahrt nach Tübingen

Was macht das Orgelförderprojekt?

Vor drei Jahren wurde in Lauffen der Orgelförderverein gegründet. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Regiswindiskirche wieder mit einer neuen Hauptorgel auszustatten, da die bisherige Orgel total zerschlissen und nur noch eingeschränkt zu nutzen ist.

Die Chororgel braucht ein gänzlich neues Innenleben. Der wunderschöne historische Orgelprospekt steht leblos im Chor, alle Elektrokabel, also auch die elektrischen Leitungen zur Hauptorgel auf der Empore mussten stillgelegt werden, da sie den Sicherheitsbestimmungen nicht mehr entsprechen.

Ganz grob geschätzt muss mindestens eine Million Euro zusammenkommen, um eine hochwertige neue Hauptorgel und eine spielbare Chororgel zu erhalten. Es war bisher ein Alleinstellungsmerkmal, dass die Chororgel von der Hauptorgel aus gespielt werden kann. Das soll bei den neuen Instrumenten beibehalten werden. Natürlich ist der Weg bis zur Verwirklichung noch weit, es ist jedoch nicht zu früh, sich Gedanken über die Art der Orgeln zu machen.

Manuel Mader, der seit Oktober letzten Jahres Kantor der Regiswindiskirche ist, hat deshalb Interessierte eingeladen, mit ihm auf einer Fahrt zwei Orgeln zu besichtigen. In Fahrgemeinschaft machte sich eine Gruppe von Laien und Orgelbaukundigen auf den Weg nach Tübingen, wo es in der Hochschule für Kirchenmusik eine ziemlich einmalige Orgel zu besichtigen gab. Von der Größe und der Registerzahl her könnte sie als Vorbild für die Lauffener Chororgel dienen. Erbaut wurde sie 2019 von der Firma Ahrend aus Norddeutschland. Zu erleben ist barocke Orgelbaukunst im modernen Gewand unter Verwendung bester Materialien. Das Besondere aber an ihr ist das eingebaute zweifache Stimmsystem, welches aufwändig zu realisieren ist, weshalb man es auch höchst selten findet. Für die Erfahrbarkeit barocker Musik hat das mitteltönige (historische) Stimmsystem mit acht reinen Durterzen zweifelsohne eine optimale Klangfarbe. Gleichzeitig gibt es ein zweites “wohltemperiertes” Stimmsystem, welches alle Tonarten im Quintenzirkel ermöglicht, natürlich mit den bekannten Einschränkungen in der Klangfärbung. Es ist das in unserer Zeit gebräuchlichste System. Technisch realisiert wird die Zweifachstimmung, indem es pro Oktave sechs zusätzliche Pfeifen gibt, sodass sechs Töne in beiden Stimmungen erklingen, sechs ausschließlich wohltemperiert, sechs ausschließlich mitteltönig. Die beiden Systeme werden über Hebel am Spieltisch bedient.

Manuel Mader hat den Zuhörenden die beiden Stimmungen eindrucksvoll demonstriert, indem er die Klangreinheit der historischen Stimmung vorführte, aber auch den Missklang in den entfernteren Tonarten, wo das selbe Musikstück beim Wechsel in die temperierte Stimmung doch weitaus angenehmer zu hören war. Die Einschätzung aller Zuhörenden war demnach, dass diese Lösung der zweifachen Stimmsysteme zwar eine tolle Sache sein kann, vor allem für barocke Orgelmusik, dass andererseits der finanzielle Aufwand dafür zu groß erscheint.

Fortsetzung folgt im nächsten Lauffener Boten: Wir besuchen die Orgel der Klosterkirche in Alpirsbach