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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 02.10.2023 – 30.11.2023

Stadtentwässerung in Lauffen am Neckar

Besichtigung der Anlagen durch Bürgermeisterin Pfründer

Die Stadt Lauffen a.N. betreibt seit dem Jahr 1964 die mechanisch-biologische Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 41.000 Einwohnerwerten. Derzeit sind rund 11.500 natürliche Einwohner zzgl. gewerblicher Einleiter an die Kläranlage angeschlossen. Seit 2019 ist der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Lauffen a.N. (SEL) für den Betrieb der Anlage und das städtische Kanalnetz zuständig. In den kommenden Jahren stehen durch technische und gesetzliche Vorgaben große Investitionsmaßnahmen an. Aus diesem Grund hat der Betriebsleiter der Kläranlage, Thomas Hammer, eine Führung für Bürgermeisterin Sarina Pfründer auf dem Gelände der Kläranlage durchgeführt. Mit dabei waren auch Helge Spieth, Stadtbaumeister und technischer Betriebsleiter SEL, Frieder Schuh, Kämmerer und kaufmännischer Betriebsleiter SEL und Gerhard Gumbrecht Tiefbauamtsleiter.

v.l.n.r. Betriebsleiter Thomas Hammer, Tiefbauamtsleiter Gerhard Gumbrecht, Stadtbaumeister Helge Spieth, Kämmerer Frieder Schuh, Bürgermeisterin Sarina Pfründer und Klärwärter Joachim Böhme
v.l.n.r. Betriebsleiter Thomas Hammer, Tiefbauamtsleiter Gerhard Gumbrecht, Stadtbaumeister Helge Spieth, Kämmerer Frieder Schuh, Bürgermeisterin Sarina Pfründer und Hans-Joachim Böhme, Fachkraft für Abwassertechnik

Die Kläranlage ist eine technische Anlage, die zum Reinigen von Abwasser benötigt wird. Das Wasser fließt unterirdisch durch die Kanalisation. Das Abwasser enthält ein hohes Maß an Schadstoffen und Schwebstoffen. Wenn sie unbehandelt in ein Gewässer gelangen, sind sie schädlich für die Trinkwasserversorgung sowie für alle lebenden Organismen, die im Wasser leben. Aus diesem Grund muss das gesammelte Abwasser auf eine professionelle Art und Weise gereinigt werden.

Das Abwasser erreicht als ersten Reinigungsschritt das Pumpwerk. Die Reinigung erfolgt mechanisch mithilfe von Rechen und der Rechenwaschgutanlage. In Lauffen a.N. gibt es zwei Pumpwerke. Das eine Pumpwerk befindet sich in der Nähe vom Kiesplatz und das Andere im Städtle. Das alte Pumpwerk im Lauffener Städtle stammt aus den 1960er Jahren und entspricht nicht mehr den Anforderungen. Da eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist, erfolgt derzeit ein Neubau des Pumpwerkes Städtle.

Dies ist im Moment die größte städtische Baumaßnahme und voraussichtlich bis zum Jahresende 2024 abgeschlossen. Das Pumpwerk Städtle hat die Aufgabe, das im Städtle und der östlich des Neckars gelegenen Stadtbereiche anfallende Abwasser über die alte Neckarbrücke in Richtung Hauptpumpwerk Kies zu befördern. Von dort gelangt das gesamte städtische Abwasser zur Reinigung in die Kläranlage. Am Klärwerk angekommen, durchläuft es mehrere Reinigungsprozesse. Hierbei handelt es sich um belüfteter Sand- und Fettfang, Vorklärbecken, Tropfkörper, Nachklärbecken, Faulturm und Auslauf. Je nach Anlage werden hierfür mechanische oder biologische Reinigungsprozesse eingesetzt. Bei einer mechanischen Reinigung wird das Wasser durch Rechen und Schotterfang von den groben Verschmutzungen wie z.B. Hygieneartikel befreit. Circa 30 bis 50% der groben Verschmutzungen werden vom Rechen herausgefiltert. Das Wasser wird als nächstes durch einen Sand- und Fettfang geleitet. Bei einem Sand- und Fettfang handelt es sich um ein Absetzbecken, das der mechanischen Reinigung des Abwassers dient. Im Becken zirkuliert das Abwasser mit einer verringerten Fließgeschwindigkeit, was dazu führt, dass schwerere Stoffe wie Sand, Glassplitter oder andere feine Feststoffe zu Boden sinken, während das nun von ihnen befreite Abwasser zur Weiteraufbereitung geleitet wird. Im Vorklärbecken setzen sich nun die leichteren organischen Partikel (z. B. Fäkalien), die mit dem Abwasser ankommen und etwa 1/3 der Gesamtverschmutzung bei Hausabwässern ausmachen, an der Beckensole ab. Danach gelangt das Wasser in die Tropfkörper (biologische Reinigung). Dort werden zum einen Kohlenstoffe (Kohlenhydrat, Fett, Eiweiß) abgebaut und zum anderen Stickstoffverbindungen (Ammonium) umgewandelt (oxidiert). Das vorgeklärte Abwasser wird durch einen Drehsprenger gleichmäßig auf der Oberfläche der Tropfkörperfüllung verteilt. Im Rahmen der Besichtigung wurde der aktuelle Betrieb, der energieintensiven biologischen Reinigung, erörtert. Das auf den Tropfkörper gebrachte Abwasser rieselt über die Bakterienschicht die sich einige Millimeter dick auf der Oberfläche des gesamten Füllmaterials bildet. Aus dem Abwasser sind nun ungelöste und gelöste Stoffe weitgehend entfernt. Es besteht nun hauptsächlich aus Wasser und Bakterienmasse. Im Nachklärbecken setzen sich die Bakterien, auf dem Boden ab. Dieser Bakterienschlamm wird dem Becken entnommen und teilweise als Belebtschlamm wieder in die Belebung zurückgeführt. So können die Bakterien „weiterarbeiten“. Da sich ihre Masse durch Wachstum und Vermehrung vergrößert hat, wird ein anderer Teil dem Kreislauf als Überschussschlamm entnommen. Danach gelangt er in die Faulbehälter. Alle Schlämme, die in einer Kläranlage bei der Reinigung von Abwasser anfallen, werden als eingedickter Frischschlamm dem Faulbehälter zugeführt, wo sie eine spezielle Behandlung erfahren und durch Entzug von Wasser weiter eingedickt werden. In den Türmen wird der Schlamm unter Luftabschluss auf eine Temperatur von etwa 36 bis 37 °C erwärmt.

Der Faulturm war ebenfalls der Grund, weshalb diese Führung zustande kam. Das Büro Weber Ingenieure hat nach einer betontechnologischen Untersuchung erhebliche Mängel festgestellt, die den längerfristigen Weiterbetrieb des 57 Jahre alten Behälters nicht zulassen. Somit müssen Grundlagen für die Neuplanung eines Faulturms beschlossen werden. Nachdem das Abwasser alle Reinigungsstufen durchlaufen hat, kann es in den Neckar geleitet werden.

Text und Fotos (2) : Maike Ritter, Praktikantin des gehobenen Verwaltungsdienstes

Foto (1) Stadtbaumeister Helge Spieth