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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 16.10.2023 – 30.11.2023

Ein Geschichtenerzähler mit Mordsfreude

Der Autor der bretonischen Krimis Jean-Luc Bannalec war zu Gast in Lauffen

Kommissar Georges Dupin hat ein rotes Notizbuch, in das er alles Wichtige rund um einen Kriminalfall einträgt. (Im Sommerurlaub darf es notgedrungen auch mal ein blaues sein). Sein Autor Jean-Luc Bannalec (hinter dem sich der Lektor und Verleger Jörg Bong verbirgt) hat auch so ein Notizbuch. In das trägt er alles ein, was ihm wichtig erscheint auf seinen Recherche-Touren quer durch die Bretagne, Details, Geschichten, Landschaften, Menschen, Legenden, die dann aus dem Notizbuch in das richtige Buch wandern, in einen der mittlerweile zwölf Bretagne-Krimis, „Bretonischer Ruhm“ heißt der neueste.

v.l.n.r.  Autor Jörg Bong alias Jean Luc Bannalec, Germanist u. Journalist Uwe Grosser
v.l.n.r. Autor Jörg Bong alias Jean Luc Bannalec, Germanist u. Journalist Uwe Grosser

Jetzt war der Krimigeschichten-Erzähler, der in Frankfurt und in der Bretagne lebt, zu Gast in Lauffen. Hat aus seinem Leben, von seiner Arbeit, von seinem „Land der Träume“ und Menschen erzählt, perfekt, locker und mit profunder Kenntnis befragt vom Germanisten und Journalisten Uwe Grosser.

Jean-Luc Bannalec ist auch in seinen Büchern ein toller Erzähler. Ob Mord oder Geschichtsschreibung, er hat einen angenehmen, ruhigen, eher langsamen beschreibenden Stil, „fast ein bisschen altmodisch“ nennt er das. Bei seinem neuesten historischen Thema der Revolutionszeit 1948/49 in Deutschland „Flammen der Freiheit“ wird daraus ein historisches Geschichts-, besser Geschichtenbuch, das sich liest wie ein spannender Fall.

Und wenn der moderne Erzähler in der Bretagne „dem Land mit der höchsten Legendendichte der Welt“ auf die Bretonen trifft, geht sein Fabulierherz auf, denn „in der Bretagne ist alles Geschichte“.

„Wenn ich etwa liebe, lebe ich es auch“ erzählt Bong, der seit drei Jahren ganz aus dem Verlagsbusiness ausgestiegen ist, und frei seiner Liebe zum Schreiben folgt und dabei jede Menge Kultur, Natur und Kulinarik zu den bretonischen Krimis mischt, bei denen es immer auch einen Mord gibt. Getreu dem bretonischen Sprichwort: „Wer schnell geht, geht weit. Wer langsam geht, besser“

Dass er am Anfang eines Krimis noch nicht weiß, wer der Mörder ist, nimmt man ihm nicht so recht ab, vielleicht ist das auch so eine kleine Geschichte, wie sie die Menschen am Meer so erzählen, denn er kennt sie ja, er ist schon „ziemlich bretonisiert“.

Dass er Krimis schreibt, hat vielleicht auch damit zu tun, so räsoniert er, dass er ein „hundsmiserabler Schläfer“ ist. Klassische Krimis beruhigen ihn da, obwohl ihn sein Riesenerfolg - Bücher in 20 Ländern erschienen, Filme in 60 Ländern gezeigt - sicherlich schon ein bisschen unter Druck setzt, denn die oft gestellte Frage im Internet, „wann kommt der nächste Dupin“ zeigt von einer gewissen Bannalecsucht. Vom neuen sei soviel verraten: Dupin und Claire haben geheiratet.

Ein total sympathischer Autor sitzt da im cremefarbenen Sessel auf der Klosterhofbühne, rund 130 Besucher lauschen ihm, dem Moderator und der super vorlesenden Katja Schlonski, die mit ihrer weichen melodischen Stimme echt bannalesk intoniert. Den leisen Humor des Autors, der ein „sanftes Schmunzeln“ hervorrufen soll, so Bannalec“, hat sie im stimmlichen wie mimischen Griff.

Text u. Foto: Ulrike Kieser-Hess