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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 24.10.2023 – 10.12.2023

Berührend singt Bariton Simon Stricker “Die schöne Müllerin“ im Klosterhof

Franz Schuberts 1823 komponierter Liederzyklus ist wohl nach der „Winterreise“ der bedeutendste seiner Gattung im Schubertschen Oeuvre und stellt nochmal andere Herausforderungen an die Interpreten. Deutlich häufiger muss sich hier der Sänger mit reinen Strophenliedern befassen und diese dennoch vielschichtig gestalten. Der junge Bariton agierte dabei sehr feinsinnig und ohne falsches Pathos. Nie erlag Stricker der Versuchung stimmlicher Zurschaustellung, was bei der Schwierigkeit, hohe Pianotöne auch wirklich leise und ausdrucksvoll zu setzen, sehr zu bewundern ist.

Simon Stricker (Bariton) und Immanuel Karle (Flügel) (Foto: Klaus-Peter Waldenberger)
Simon Stricker (Bariton) und Immanuel Karle (Flügel) (Foto: Klaus-Peter Waldenberger)

Immer besser gelangen ihm im Verlauf des Abends auch diese lyrisch-innigen Passagen. Rund und unforciert, mit einer in allen Registern ausgeglichenen Stimme, beeindruckten gleichermaßen die dramatischen Abschnitte des Liederwerks, in denen der im „Vollsaft“ stehende Opernbariton (Ensemblemitglied am Opernhaus Gelsenkirchen) souverän gestaltete, so dass sich das Lauffener Publikum zu einem Zwischenapplaus hinreißen ließ. Man darf gespannt sein, wohin ihn sein stimmliches Timbre noch führen wird. Manchmal glaubt man da vielleicht doch schon einen künftigen Interpreten der Opern Verdis oder gar Wagners herauszuhören, gerade auch, weil Stricker über eine so breite und farbenreiche Ausdruckspalette verfügt.

Immanuel Karle, sein einfühlsamer Duopartner am Flügel, war stets Beherrscher des frühromantischen Klaviersatzes Schuberts. Als Beispiel sei hier das kontrastreiche Herausarbeiten der zarten Arpeggi und der schweren, schnellen Repititionen à la „Erlkönig“ in „Die böse Farbe“ erwähnt. Beide gestalteten immer klug im Sinne des musikalischen Ausdrucks. - Bravo, auch vom begeisterten Auditorium.

Text: Stephan Storck