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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 22.03.2024

110 Jahre Städtle und Dorf vereint

Am 1. April ist das Städtle mit dem Dorf 110 Jahre vereint

Wie passend zum 110-jährigen Jubiläum der Vereinigung von Städtle und Dorf: Als ich letzte Woche aus dem Rathaus kam, fragte mich ein offensichtlich ortsfremdes Ehepaar mit Blick und Geste über den Neckar: „Gehört das auch zu Lauffen?“, was ich schmunzelnd bejahen konnte.

Einigkeitslinde
Die Pflanzung der Einigkeitslinde am 1. April 1914 im Garten des Rathauses

Zur Geschichte: Die Besonderheit der beiden Teilgemeinden Lauffens - Städtle und Dorf - lag darin, dass diese Teilgemeinden für gemeinsame Zwecke eine eigene Steuerverwaltung besaßen. Praktische Angelegenheiten wurden durchaus gemeinsam geregelt: So bauten Stadt und Dorf zusammen 1480 ihr Rathaus (auf dem Marktplätzle in der Stadt), griffen gemeinsam zu, als die herrschaftliche Burgmühle zu kaufen war und berieten auch alle gemeinsamen Angelegenheiten miteinander auf dem Rathaus.

Emotional waren die "Städtlemer" lange nicht bereit, einer Einigung näherzutreten. Sie fühlten sich einerseits sozial dem Dorf überlegen, denn auc hier "machte Stadtluft frei", andererseits wussten sie, dass die mehr als doppelt so große Dorfbevölkerung bei einer Einigung die Mehrheit erhalten werde. Wie bei mancher Heirat jener Zeit entdeckten die Lauffern Stadt- und Dorfväter die gegenseitige Liebe bei Betrachtung der Finanzen - mit dem Unterschied, dass man nicht viel zu viel, sondern viel zu wenig Geld besaß. Stadtschultheiß Lamparter war ein entschiedener Befürworter der Einigung. In einer Bürgerversammlung am 12. Juli 1912 spottete das sozialdemokratische "Neckar-Echo": "In Lauffen ist ... Einigkeit eine lächerliche Sache, der man feindlich gegenübersteht ...." Ein erster Versuch also scheiterte bis dann am 1. April 1914 "die seitherigen Teilgemeindebezirke Lauffen a.N. Stadt und Dorf werden mit Wirkung vom 1. April 1914 zu einem Gemeindebezirk mit gleichen Rechten und Lasten für alle Teile der Gemeinde, sowie die besonderen Ortsvermögen zu einem Ganzen vereinigt. Die Gemeinde übernimmt sämtliche Verbindlichkeiten der seitherigen Teilgemeinden." Lamparters jahrelanger Kampf für ein gemeinsames Lauffen war zu Ende. Er- und mit ihm die lokalpolitische Vernunft - hatte über allzu kleinstädtisches Kirchturmdenken gesiegt. Es wurde für einen Feiertag gesorgt am 1. April 1914 der allen Beteiligten die Gemeindezusammenlegung ins Herz prägte. Im Rathausgarten wurde eine Linde eingegraben, die Einigkeitslinde, die heute noch steht. Die Schuljugend erhielt zwei Brezeln, der Unterricht fiel aus und im Gasthaus Ochsen fand abends eine Feier statt.

Die Stadt Lauffen a.N. feierte 2014 das 100jährige Jubiläum

Mit Theaterstücken
mit Theaterstücken
und Musik
und Musik

Dass wir heute über eine solche Frage schmunzeln können (sie hätte genauso gut an der Regiswindiskirche mit Blick auf´s Städtle gestellt werden können), hat eine 110-jährige erfolgreiche Geschichte, die wir vor 10 Jahren gründlich gefeiert haben:

mit einem Festumzug
mit einem Festumzug
und Reden
und Reden
und anschließendem gemütlichen beisammensein
und anschließendem Festprogramm auf dem Kiesplatz wurde das 100jährige Jubilläum 2014 begangen

Wer sich den Start der gemeinsamen Geschichte von Städtle und Dorf als Stadt Lauffen am Neckar nochmals in Erinnerung rufen will, dem empfehlen wir die Abhandlung von Otfried Kies, der schon 1984 diese Geschichte niedergeschrieben hat, wir haben sie aus Anlass des 110-jährigen Jubiläums hier auf unserer Homepage bereitgestellt.

Text: Auszug aus der Abhandlung von Otfried Kies u. Stadtarchivar Dr. Axel Koster Fotos: Archiv Stadt Lauffen a.N.