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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 29.09.2025

150 Jahre Friedrich Bidlingmaier - ein Lauffener Polarforscher

Friedrich Bidlingmaier, geboren am 5. Oktober 1875 in Lauffen am Neckar als eines von sechs Kindern des Schulmeisters und späteren Rektors Christoph Bidlingmaier und seiner Frau Maria (geb. Wöhr), zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die ihre Wurzeln in unserer Stadt haben.

Friedrich Bidlingmaier | Urheber*in: Urbahns, Ferdinand (sen.) / Rechtewahrnehmung: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. | Digitalisierung: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. | Datenpartner: Leibniz-Institut für Länderkunde e. V. | Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/ | URL: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SLZLWI5KELAOYKAM5VPND4E3EJC7HJWW
Friedrich Bidlingmaier | Urheber*in: Urbahns, Ferdinand (sen.) / Rechtewahrnehmung: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. | Digitalisierung: Leibniz-Institut für Länderkunde e.V. | Datenpartner: Leibniz-Institut für Länderkunde e. V. | Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/ | URL: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SLZLWI5KELAOYKAM5VPND4E3EJC7HJWW

Schon in der Familie zeigte sich ein hoher Bildungsanspruch: Eine seiner Schwestern studierte Medizin, eine weitere Staatswissenschaften. Der Vater, der auch Wengerter war und in der Regiswindiskirche Orgel spielte, legte viel Wert auf Bildung.

Nach seiner Schulzeit an den Evangelisch-Theologischen Seminaren in Maulbronn und Blaubeuren wandte sich Friedrich Bidlingmaier der Naturwissenschaft zu. Er studierte Mathematik und Physik in Tübingen und promovierte im Jahr 1900 im Alter von 25 Jahren an der Universität Göttingen bei Woldemar Voigt mit einer Arbeit über Piezo-Elektrizität von Kristallen. Er gehörte immer zu den "TOP TEN" seines Jahrganges. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte ihn über Stationen in Dresden und am Potsdamer Observatorium bald zu einem Abenteuer von weltweiter Bedeutung:

Foto: Leibniz-Institut für Länderkunde zum Bericht über die erste deutsche Südpolarexpedition:  Ernst Vanhöffen, Erich von Drygalski und Friedrich Bidlingmaier auf dem Inlandeis, im Hintergrund der Gaußberg
Foto: Leibniz-Institut für Länderkunde zum Bericht über die erste deutsche Südpolarexpedition: Ernst Vanhöffen, Erich von Drygalski und Friedrich Bidlingmaier auf dem Inlandeis, im Hintergrund der Gaußberg

1901 nahm Bidlingmaier als Mitglied der ersten deutschen Antarktisexpedition unter der Leitung von Erich von Drygalski teil. Ein polartauglicher Dreimaster (Typ Barkentine) wurde gebaut. Wichtig: Dieses Schiff wurde beim Einfrieren des Meeres nicht zerdrückt!!! Es wurde auf den Namen „Gauß“ getauft. Man beachte: männlich „der“ Gauß, war außergewöhnlich für einen Schiffsnamen. Die Expedition wurde dementsprechend: Gauß-Expedition! Getauft. Der Schwerpunkt der Forschung lag auf erdmagnetischen und meteorologischen Fragen. Klar, dass Friedrich Bidlingmaier hier der richtige Mann war! Ein spannendes Abenteuer in der menschenfeindlichen Antarktis erwartete den jüngsten Wissenschaftler auf dem Schiff, unseren Friedrich Bidlingmaier. Die Mannschaft musste harmonieren. Monatelang keine Sonne, heftige Schneestürme, Kälte, Hunger! Trotz den Herausforderungen forschte Friedrich Bidlingmaier wacker und betreute erdmagnetische Experimente, für die er auch selbst entwickelte Apparate konstruierte. Dabei erfand er den Doppelkompass, der großes Interesse in der Schifffahrt fand.

Als Fachmann für Erdmagnetismus und Meteorologie entwickelte er ein Programm für Messungen, die im internationalen Vergleich von großer Bedeutung waren. Nach seiner Rückkehr setzte er seine akademische Karriere fort: 1907 habilitierte er sich in Berlin und lehrte anschließend Geophysik unter anderem in Aachen und München. Zudem arbeitete er am Kaiserlichen Marineobservatorium in Wilhelmshaven sowie an der Münchener Sternwarte. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Bidlingmaier als Hauptmann der Reserve einberufen. Bereits im September 1914 erlitt er an der Westfront bei Verdun schwere Verletzungen und fiel wenige Wochen später im Argonnerwald.

Sein Name lebt jedoch weiter: Die Nordküste der Heard-Insel im südlichen Indischen Ozean erinnert mit dem Kap Bidlingmaier an den aus Lauffen stammenden Wissenschaftler und Polarforscher.