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Aktuelle Nachrichten | Keßler, Bettina | 15.09.2025

Interview mit Kabarettist Mathias Tretter

Der preisgekrönte Kabarettist präsentiert sein aktuelles Programm "Souverän" am Donnerstag, 25.9.25, im Lauffener Klosterhof

Logo "bühne frei..." - Das Kulturprogramm der Stadt Lauffen am Neckar
Politisches Kabarett mit Mathias Tretter
Mathias Tretter gibt im "Lauffener Bote" Antworten zu Fragen rund um Karriere, dem aktuellen Programm, Social Media und Desinformation. (Foto: Enrico Meyer)

Lauffener Bote (LB): Herr Tretter, Sie sind seit über 20 Jahren auf der Bühne, haben sicherlich mehrere Tausend Auftritte hinter sich und jede namhafte Kabaretttrophäe eingeheimst. Wo und wann begann Ihre Karriere?

Mathias Tretter (MT): Meine Laufbahn begann 2001 durch einen Kommilitonen, Florian Hoffmann, in Würzburg, der in einem kleinen Theater einen Comedy-Abend organisiert hatte; Termin stand fest, Plakate hingen, Karten waren verkauft – das Einzige, was er vergessen hatte, waren Leute, die auftreten. Und nachdem ich Germanistik studierte, also sieben Tage die Woche Zeit hatte, und das Leben in dem Augenblick eh nicht wusste, was es mit mir anfangen soll, hab’ ich ihm die Zusage für einen Auftritt gegeben. Der war dann selbstverständlich der blanke Horror – aber im Vergleich zum Berufsleben, das mir sonst gedroht hätte, ein überschaubarer Schrecken.

LB: „Souverän“ heißt das aktuelle Programm, mit dem Sie auf Tour sind. Worum geht es?

MT: Das was drauf steht, ist auch drin: Es geht um den Souverän; in der Demokratie ist das das Volk – was auch immer das genau sein soll. Da wir uns aber allmählich von der Demokratie entfernen, stellt sich natürlich die Frage: Wer wird denn der neue Souverän? Dass ich die Antwort hier nicht verrate, versteht sich.

LB: Als Kabarettist setzt man sich täglich mit der weltweiten Nachrichtenlage auseinander. Sie informieren sich, wie Sie immer wieder gesagt haben, hauptsächlich über Zeitung und Radio. Sie besitzen kein Smartphone und halten sich von Social Media fern – ein Rezept, um entspannt zu bleiben?

MT: Nein, aber eine Chance. Und aus meiner Sicht die einzige. Sex und Bier helfen auch, sind aber völlig vertan, wenn man sie digital begleitet. Es gibt wenig Erhebenderes als einen ausgeschalteten Bildschirm. Am schönsten sind immer die Shitstorms gegen mich, von denen ich nichts mitbekomme. Man erfährt davon irgendwann durch Freunde, die einen dann meist noch besorgt fragen, was das mit einem mache? Und ich antworte immer: Es ist wie ein Sonnenaufgang über Kathmandu – ich habe ihn nie gesehen, aber es ist herrlich, dass es ihn gibt.

LB: Was raten sie Ihren eigenen Kindern im Hinblick auf Information und Desinformation?

MT: Eine charmante Schmeichelei, die Frage – danke. Dass man noch darauf kommt, ich würde nicht längst von meinen Kindern beraten, sondern umgekehrt, bauchpinselt mich doch ganz ordentlich. Als Komiker hat man es bei der Frage leicht: Es kommt nicht darauf an, ob etwas stimmt oder nicht, sondern ob es komisch ist. Ein Theater ist ein Haus der Lüge – man schaut Leuten beim Ausgestalten von Erfindungen zu. Und ich finde es keinen Zufall, dass seit einiger Zeit Komiker ins Politikfach wechseln. Das Digitale macht alles letztlich unwirklich. Was bleibt, ist Flunkern. Oder wie Donald Trump seine Politik beschreibt: „Great television“.

Tickets für Mathias Tretters Programm "Souverän", das am Donnerstag, 25.9., um 20 Uhr im Lauffener Klosterhof im Rahmen des städtischen Kulturprogramms "bühne frei..." zu sehen ist, gibt es für 24 €, erm. 14 € im Lauffener Bürgerbüro (Tel. 07133/20770) sowie online unter www.lauffen.de/tickets