Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 20.10.2025
Berührender musikalisch-literarischer Abend beim Literaturfestival HerbstLese im Hölderlinhaus

Es war der Silvesterabend 1795, als der 25-jährige Dichter Friedrich Hölderlin zum ersten Mal jener Frau gegenüberstand, die sein Leben radikal verändern sollte: Susette Gontard, Bankiersgattin mit vier Kindern, 26 Jahre alt, „schön, sanft, gütig“, wie sie beschrieben wird.

Diesen Moment nehmen Christian Oliveira (Sprecher), Milena Vanova (Cello) und Daniel Delgado (Klavier) als Ausgangspunkt für eine musikalisch-literarische Annäherung an das Gefühlsleben und die Gedankenwelt zweier Menschen, deren große Liebe sich an diesem Silvesterabend entzündet. Glückliche Momente sind ihnen beschieden, doch kein glückliches Ende. Das Trio begleitet die Beiden anhand von Briefen, Hölderlin-Gedichten und Auszügen aus dem „Hyperion“ bis zu Susettes Tod 1802 und Hölderlins Unterbringung als geistig verwirrter Mann 1807 im Tübinger Turm bei Schreinermeister Zimmer.
Der dritte Teil des Literaturfestivals HerbstLese im Lauffener Hölderlinhaus bietet den rund 30 Besuchern so berührende wie nachdenklich stimmende 90 Minuten, die nicht nur musikalisch nachhallen. Es ist die Premiere dieses Hölderlin-Programms, das die drei Künstler gemeinsam erarbeitet haben. Die Idee hatte der Schauspieler Christian Oliveira, der schon seit der Schauspielschule in Frankfurt mit einem Hölderlin-Projekt geliebäugelt hat. Den letzten Schubser, es jetzt endlich anzugehen, gab ihm tatsächlich ein Besuch des Lauffener Hölderlinhauses 2023. Im Rahmen eines Gastspiels am Heilbronner Theater in dem Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ machte Oliveira einen Abstecher nach Lauffen, und es machte klick. Die beiden musikalischen Mitstreiter waren schnell zu begeistern für diese Idee. Jetzt musste die passende Musik zu den von Oliveira ausgewählte Texten gefunden werden. Eines stand für den Sprecher fest: Mendelssohn muss dabei sein.
Dessen „Lied ohne Worte“ ist der Auftakt zu einem Abend, dem es tatsächlich gelingt, das Spiel des Duos Vanova-Delgado nicht nur als musikalischen Rahmen zu empfinden, sondern als emotionale Verzahnung mit den Hölderlin-Texten. Natürlich sprechen diese Texte auch für sich, doch mit der Musik kommt eine Dimension hinzu, die die große Liebe, aber auch das Leiden an ihr, auf berührende Art spürbar macht. Dass die wohl recht offen gelebte Liaison zwischen Susette Gontard und dem Hauslehrer ihrer Kinder schon am 8. September 1796 ein jähes Ende findet, als der Gatte Jakob Gontard Hölderlin des Hauses verweist, ist ein erster Schock für beide.

Hölderlin flieht nach Bad Homburg, von wo aus er fast jeden Tag 30 Kilometer nach Frankfurt wandert, um die Geliebte heimlich zu treffen. Oliveira gelingt dabei eine kluge Mischung aus biografischen Erläuterungen, Briefauszügen von Susette und Friedrich sowie dessen literarischen Texten. Nach und nach entsteht das Bild einer Liebe, die als tief empfunden, aber auch als lustvoll und durchaus heftig leidend erscheint. Für Hölderlin wird seine Muse Susette zur literarischen Figur Diotima, die im „Hyperion“ und verschiedenen Gedichten auftaucht.
Musikalisch gespiegelt wird das emotionale Auf und Ab dieser Liebe durch Kompositionen nicht nur von Mendelssohn, sondern auch durch Franz Schuberts „Arpeggione“, Beethovens „Mondscheinsonate“, einem Auszug aus Christoph Willibald Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“, der Prokofjew-Sonate für Cello und Klavier oder der so wunderbaren wie ergreifenden „Aria“ aus den „Bachianas Brasileiras“ von Heitor Villa-Lobos. Dazu kommen kleine Improvisationen, wie das sanfte, helle Sirren des Cellos als Begleitung zum Gedicht „Hälfte des Lebens“, wodurch der Schluss „Die Mauern stehn sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen“ tatsächlich noch erschütternder wirkt. Sehr feinsinnig und technisch versiert gibt das Duo Vanova-Delgado jedem Stück seine ganz eigene mal verspielte, mal schmeichelnde, mal auch ruppige Note, je nach Text, den Oliveira ausgewählt. Der bietet natürlich alles, was man an großen Hölderlin-Zitaten kennt wie „Komm! Ins Offene, Freund!“ aus der Elegie „Der Gang aufs Land“ oder „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ aus der Hymne „Patmos“.
An diesem Abend sind aber die Briefe, die die Liebenden sich schreiben, das Herzstück: Dokumente einer großen Innigkeit, aber auch einer tiefen Verzweiflung. Und so ist es nur logisch, dass Christian Oliveira ans Ende den Satz „Wir sterben, um zu leben“ von Diotima an Hyperion setzt. Den musikalischen Schluss bildet das „Kol Nidrei“ von Max Bruch, basierend auf einem jüdischen Gebet. Es folgt langer Applaus des sichtlich ergriffenen Publikums, das genau spürt, dass dies ein Abend war, der einen neuen, emotionalen Zugang zu Hölderlin ermöglicht. Herz und Verstand finden hier auf der musikalisch-literarischen Ebene wunderbar zusammen.
Text und Fotos: Uwe Grosser
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