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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 18.11.2025

Bewegende Lesung mit Farhad Alsilo – „Der Tag an dem meine Kindheit endete“

Farhad Alsilo, Autor und Menschenrechtsaktivist, nahm am vergangenen Donnerstag die rund 80 Gäste in der voll besetzten Stadtbücherei mit auf eine Reise in seine eigene Kindheit und Fluchtgeschichte. Unter der Moderation von Sabine Weeber las er aus seinem Buch „Der Tag, an dem meine Kindheit endete“ und erzählte von Verlust, Trauer, aber auch von Hoffnung, Mut und den Wendepunkten seines Lebens, die die Zuhörer tief berührten.

Farhad Alsilo im Gespräch mit Sabine Weeber
Farhad Alsilo im Gespräch mit Sabine Weeber

Als 11-jähriger musste er mitansehen, wie sein Vater vom sog. „Islamischen Staat“ ermordet und seine Schwestern verschleppt wurden. Danach begann für Farhad Alsilo, seine Mutter und seine kleineren Geschwister die Flucht durch die brennend heiße Wüste und das Sindschar-Gebirge bis nach Kurdistan. 2015 kam die Familie im Rahmen eines Sonderkontingentes nach Stuttgart. Deutschland kannte er bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Während den ergreifenden Erzählungen ist es still im Raum. Unvorstellbar sind die Erlebnisse, die kein Mensch, kein Kind jemals erleben müssen sollte.

Nach der Ankunft war alles neu für die Familie. Züge, Supermärkte und schöne Autos, das alles kannte Farhad Alsilo nur aus Filmen. Auch wenn der Anfang für ihn nicht leicht war und er beinahe die Hoffnung verlor, gab er nicht auf. Schon ab dem ersten Tag begann er sich selbst Deutsch beizubringen, schloss dann die Realschule mit Bestnoten ab, machte sein Abitur und studiert heute Maschinenbau in Stuttgart. Auch seine Geschwister, die in Stuttgart wieder mit der Familie vereint werden konnten, machen heute eine Ausbildung oder studieren.

Die Geschichte von Farhad Alsilo berührte die Anwesenden in der voll besetzten Bücherei
Die Geschichte von Farhad Alsilo berührte die Anwesenden in der voll besetzten Bücherei

Mut fand der 22-jährige vor allem auch beim Schreiben seines ersten Buches. Insgesamt vier Mal brachte er die Geschichte zu Papier, bevor er sie dann tatsächlich veröffentlichte. Zu schwer war es zu Beginn, das Erlebte zu beschreiben. Mit seiner Geschichte und der Öffentlichkeitsarbeit möchte er auch anderen Mut machen und Hoffnung schenken, für Farhad die stärkste Kraft, die es gibt.

Initiiert wurde die Veranstaltung vom Integrationsausschuss der Stadt Lauffen am Neckar. Die zugehörige Ausstellung „Angekommen in Lauffen“ ist noch bis zum 23.11.2025 in der Regiswindiskirche zu sehen.

Text: Amsi Schmitt

Fotos: Waltraud Enderle