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Aktuelle Nachrichten | Keßler, Bettina | 18.11.2025

Glanzvolle Aufführung von Händels Messias begeistert die Lauffener Stadthalle

Der perfekte Einstand – junge Kantorin führt begeisterndes Ensemble zu historischer Aufführung

Der Chor der Regiswindiskirche singt den "Messias" von G.F. Händel unter der Leitung von Katharina Linn. Im Vordergrund die Altistin Sandra Stahlheber und Tenor Daniel Schreiber. Es spielt das Ensemble Primavera.
Die Aufführung des "Messias" begeisterte das Publikum in der Lauffener Stadthalle und ließ die zweieinhalb Stunden musikalische Höchstleistungen wie im Flug vergehen.

Vor 28 Jahren wurde zuletzt in Lauffen der „Messias“ aufgeführt, damals mit dem Württembergischen Kammerorchester und unter der Leitung von Hartmut Clauß. „Überzeugend“: So titelte seinerzeit Günther Schulz in der Heilbronner Stimme. Das war es auch diesmal. Hinzufügen möchte man: „Tänzerisch begeisternd“. Minutenlange Standing Ovations waren die Reaktion der vollbesetzten Stadthalle. Was für ein Einstand für die junge Kantorin Katharina Linn, die erst seit April den Chor der Regiswindiskirche den Kirchenchor, verstärkt durch Sängerinnen und Sänger des neuapostolischen Chores und Kräften aus Heilbronn, zu einer fulminanten Leistung katapultierte! In den Proben überzeugte sie stets durch prägnante Anweisungen, gewürzt mit einem humorvollen Unterton, stimmbildnerisch gewandt und immer effizient zielführend. Der Chor hatte viel Spaß und dankte es mit herrlichen Koloraturen und begeisterndem Ausdruck, vor allem die Soprani, die auch schwierige Höhen mit größter Sicherheit meisterten. Schade, dass der Chorsatz „Wie durch einen der Tod“ fehlte, aber Kürzungen sind bei diesem langen Werk Routine. Zweieinhalb Stunden reine Dauer der Musik – eine großartige Leistung für das ganze Ensemble.

Ein Solisten- und Kammerensemble vom Feinsten

Die Altistin Sandra Stahlheber wurde, „dank“ Deutscher Bahn, ohne Ansingprobe ins kalte Wasser geworfen und bot trotzdem u.a. filigrane Verzierungen und bewegende Momente bei den Passionsstücken. Überhaupt überzeugte das Solistenensemble durch absolute Stimmsicherheit, bis hin zum tiefen „E“ des Basses Nicolas Ries. Erstaunlich war auch bei allen vier die große Textverständlichkeit, besonders bei Judith Wiesebrock, der Sopranistin aus Heilbronn. Ihr wünscht man sich, dass sie noch lange ihre über 100 Kinder der Heilbronner Singschule zu gleichermaßen begeisternden Oratorien- und Musicalsängern und -sängerinnen formen kann, wo doch Kinder immer seltener singen. Bravourös und luftig auch der Tenor Daniel Schreiber – immer wieder brachten er und die Kammermusiker vom „Ensemble Primavera“ unter der sicheren Leitung von Benedetta Costantini kleine Improvisationselemente in historischer Aufführungspraxis zu Gehör – dies lockerte das doch so bekannte Werk frisch auf. In einer Solo-Begleitung zeigte Benedetta Costantini ihr ganzes Können, u.a. in der rhythmischen Gestaltung vieler Läufe – das alles ganz im Sinne historischer barocker Aufführungspraxis. Auch der Organist Denis Pisarevsky (für ihn die erste Aufführung des „Messias“!) und der Cembalist Peter Kranefoed zeigten brilliante Einwürfe. Sicher, engagiert und filigran gestaltete der Kontrabassist Ralf Zeranski das Bassfundament, zusammen mit Ulrich Schneider am Cello und Mechthild Alpers am Fagott.

Unter der musikalischen Leitung von Katharina Linn (links vorne) erschufen Chor, Orchester und Solisten (v.l.n.r.: Judith Wiesebrock (S), Sandra Stahlheber (A), Daniel Schreiber (T), Nicolas Ries (B) ein mitreißendes Gesamtkunstwerk.
Unter der musikalischen Leitung von Katharina Linn (links vorne) erschufen Chor, Orchester und Solisten (v.l.n.r.: Judith Wiesebrock (S), Sandra Stahlheber (A), Daniel Schreiber (T), Nicolas Ries (B) ein mitreißendes Gesamtkunstwerk.

Ein begeisternder Chor

Der „Messias“ tanzte. Kein unnötiges Pathos durch langsame Endungen, kein Durchhängen in den langsamen Chorstücken. Mitreißende Tempi wie beim „Denn es ist uns ein Kind geboren“ zeigten die dirigentische Meisterschaft der jungen Kantorin, die noch dabei ist, ihr Studium abzuschließen. Überhaupt stimmte jedes Tempo von Anfang an und rezitativische Verzögerungen gelangen überzeugend. Mitreißend waren auch die beiden Trompeter Ilja von Grüningen und Pavel Janacek. Sie beherrschten meisterhaft ihre schwierigen Parts auf ihren Naturtrompeten, als sei das ein Kinderspiel. Die fast 60 Chorsänger schwangen begeistert mit und sogar im Halleluja sangen sie differenziert auch leisere Stellen. Bravo! Man wünscht sich für Katharina Linn für ihre Zukunft in Lauffen noch viele solche historischen Momente – und viele neue begeisterungsfähige Sängerinnen und Sänger.

(Text: Günter Preuss, Fotos: Bettina Keßler)