Pinsel, Stifte, Malkreiden in vielen Farben (Foto: fietzfotos/pixabay.com)

Bettina Roth-Engelhardt

Labyrinth (Sens) im Kreuz IV

Labyrinth (Sens) im Kreuz IV


Labyrinth (Sens) im Kreuz IV

 

„Das Labyrinth ist vom Glauben an einen letzten Sinn gehalten,
der jeden und sei es noch so späten Umweg erträgt.“
Hubertus Halbfas

 



Labyrinth im Kreuz

Inspiriert vom Bewegungscharakter des Bodenlabyrinths aus der Kathedrale von Chartres (um 1216) entstand ein Bilderzyklus in heller, warmer Farbigkeit, in dem das Labyrinth in der Mitte eines breiten, wegeartigen Kreuzes dargestellt ist. Die Struktur des Labyrinths liegt reliefartig auf der Bildfläche. Diese Wirkung wird dadurch erzielt, daß die Leinwand zuerst mit dem entsprechenden Motiv von Hand bestickt, und dann auf den Rahmen bespannt und bemalt wird. Die Labyrinth-Gestalt scheint eine Art Aufsicht eines inneren Prozesses zu sein. Aus dieser Perspektive läßt sich die Zielorientiertheit des Weges deutlich erkennen. Der Betrachter wird dazu angeregt, sich in das Labyrinth hineinzubegeben, die Spur aufzunehmen und so eine innere Bewegung zu vollziehen. Ein Labyrinth ist kein Irrgarten mit Sackgassen, sondern es beschreibt einen Weg, der von außen nach innen geht und wieder hinaus. Was beim Gehen als Sackgasse erscheint, stellt sich beim Weitergehen als Kurve heraus. Man kann diese Bewegung als Hinwendung zu einer geistigen Mitte ansehen. Innen angekommen, muß man bewußt die Richtung ändern, umkehren, um den Weg wieder nach außen zu finden. Der Zeitpunkt der inneren Wendung, die Enantiodromie, ist ein Mysterium menschlichen Lebens. Ist Verwandlung ohne Berührung im Innersten möglich?
Scheinbar Statisches kann bewegen. Die Darstellung des Labyrinths im Kreuz verdeutlicht, daß das Kreuz ein Durchgangsstadium - im wahrsten Sinne des Wortes- ist und kein Endpunkt.